Louis Saugy

(1871 – 1953)

Louis Saugy Tableau Musée du Pays-d'Enhaut & Centre Suisse du Papier Découpé

Saugy wurde in Gérignoz in der Nähe von Château-d’Œx geboren. Sein Vater Jules war Bauer, seine Mutter Lehrerin. Als Kind erlebte Louis die Kreativität seiner Eltern; seine Mutter zeichnete, sein Vater schnitt Papiersilhouetten aus. Dieses erste Erleben von Kunst sollte einen entscheidenden Einfluss auf den zukünftigen Künstler haben. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Zimmermann im Unternehmen seines Onkels Alois. Im Alter von 32 Jahren wurde er Briefträger in Rougemont.

Er war ein Lebemann, der gerne scherzte. Beim Austragen der Briefe konnte er die Chalets betreten und die Scherenschnitte von Hauswirth bewundern, die ihre Wände zierten. Dies hatte massgeblichen Einfluss auf die Wahl seiner Lieblingsbeschäftigung: das Scherenschneiden.

Doch obwohl er bereits in seiner Jugendzeit Scherenschnitte anfertigte, fühlte er sich erst mit 40 Jahren sicher genug, um seine Bilder zum Verkauf anzubieten. Bereits nach kurzer Zeit hatte er grossen Erfolg und stellte seine Werke in Genf aus. Er wurde auch über die Grenzen des Pays-d’Enhaut hinaus bekannt. Man weiss, dass er in seinem Haus zahlreiche Berühmtheiten empfing.

Mit 57 Jahren zwang ihn sein schlechter Gesundheitszustand, seinen Beruf als Postbeamter aufzugeben. Er widmete sich fortan zwei sehr unterschiedlichen Beschäftigungen: der Herstellung und dem Verkauf von Enzianlikör und dem Scherenschnitt.

Während einige Scherenschnittkünstler ihre
monochromen Bilder ohne Klebstoff aus einem doppelt gefalteten Blatt Papier herauslösten, fühlten sich andere von dieser schwierigen Aufgabe weniger angezogen und fügten die einzelnen Teile ihrer zuvor ausgeschnittenen Werke zusammen. Die mehrfarbigen Werke sind natürlich allesamt das Ergebnis dieser zweiten Technik, die Louis Saugy auch für seine monochromen Werke einsetzte.

 

 

Häufig stellen seine Bilder einen mit einem Blumenstrauss und einem Herz verzierten Alpaufzug dar. Es kam jedoch auch vor, dass er seine Werke für die Empfänger seiner Bilder persönlich gestaltete. So sieht man etwa einen Wildhüter, der auf einen Wilderer einschlägt, ein Auto (1925) oder verschiedene Handwerker bei der Ausübung ihres Berufs.

Der Künstler fertigte seine Scherenschnitte bequem vom Sofa aus. Vor ihm stand ein Tisch mit einem dünnen grünen tragbaren Pult. Mit einer kleinen, spitzen Schere schnitt er Silhouetten aus. Sobald er sich für das Grundthema entschieden hatte, platzierte er die zuvor ausgeschnittenen Teile auf dem Bild und brachte das Ganze mit Hilfe eines Zirkels ins Gleichgewicht. Er nahm die Teile mit einer Pinzette, trug einen kleinen Tupfer Klebstoff auf und applizierte sie mit einer Hutnadel. In dem Film «La nature au bout des ciseaux» sieht man den Künstler bei der Arbeit, gefilmt am Weihnachtsabend 1950.

 

Trotz grösster Sorgfalt bei der Auswahl des verwendeten Klebstoffs wurde dieser im Laufe der Zeit alt und hinterliess bräunliche Spuren auf den Bildern, das auptkennzeichen der Werke von Louis Saugy.

Louis Saugy starb Anfang 1953, kurz nach dem Brand, der den Dorfkern von Rougemont zerstörte. Er hinterlässt ein einmaliges Zeugnis der Entwicklung
seiner Region.